DDR-Workshop am Gymnasium Bad Essen

Kurz vor dem Tag der deutschen Einheit wurde am Gymnasium Bad Essen für die Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs in Zusammenarbeit mit der „Deutschen Gesellschaft e.V.“ ein Projekttag zum Thema „Leben in der DDR“ angeboten, der vor allem durch einen Zeitzeugen-Gespräch authentische Eindrücke aus dieser Zeit vermittelte. Zunächst wurde in Workshops und Vorträgen „Das politische System der DDR und die Aufdeckung der Wahlmanipulation“ aufgearbeitet. Zwei Mitarbeiterinnen der „Deutsche Gesellschaft e.V.“ knüpften mit ihren Vorträgen an das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler aus dem Geschichtsunterricht an und informierten genauer über Themen wie die Gründung und Aufteilung Deutschlands in BRD und der DDR, die Verfassung, Wahlen und das Schulsystem der DDR sowie über die Überwachung durch die Stasi.

Anschließend setzten die SchülerInnen sich selbst aktiv  mit einem Thema auseinander, indem sie in Gruppenarbeit kurze Präsentationen zu Glasnost und Perestroika, also der politische Wende der Sowjetunion unter Michail Gorbatschow, oder die Bürgerrechtsbewegungen und Kommunalwahlen erstellten und im Jahrgang präsentierten.

Den Höhepunkt des Projekttages bildete schließlich ein Zeitzeugengespräch mit Wolfgang Reiche, der die Schüler an seiner persönlichen Geschichte teilhaben ließ. Reiche, 1947 in Thür in Thüringen geboren, berichtete auf anschauliche Weise von seiner Flucht im Alter von 17 Jahre und über die Gründe, die ihn dazu geführt hatten. Dass sein Ausbildungswunsch in der DDR nicht erfüllbar gewesen sei, habe ihn frustriert. Außerdem habe er sich als  Außenseiter nach Anerkennung gesehnt. Hinzu kamen laut Reiche die „jugendliche Suche nach der Wahrheit“ sowie seine Neugier. Er habe er sich selbst ein Bild vom Westen machen wollen. Deshalb floh er nach einem Jahr Planung von Ost- nach Westdeutschland. Er überquerte die Grenze nahe der Stadt Netzkater im Harz. Direkt nach der Flucht kam er bei seiner Tante unter und bekam wenig später eine Staatsbürgerschaft als Geflüchteter im Westen, wo er auch seine Schullaufbahn mit dem Abitur beendete. Deutlich wurde bei dem Vortrag auch, welche persönlichen dramatischen Schicksale das DDR-Regime verursacht hat, wenn Reiche auf sein Glück verwies, dass im Gegensatz zu vielen anderen seinen Fluchtversucht nicht mit dem Leben bezahlt habe. Auch die Tatsache, dass die Flucht den Referenten Wolfgang Reiche für viele Jahre von seiner Familie trennte, beeindruckte die Schülerinnen und Schüler, die nach dem Vortrag noch mit dem Referenten ins Gespräch kamen.