Ausstellung DDR – ein verfolgter Pfarrer berichtet

Im Rahmen der DDR-Ausstellung der Konrad-Adenauer-Stiftung fand am 26.09.2022 in der fünften und sechsten Stunde ein Zeitzeugengespräch mit dem Pfarrer im Ruhestand Dietmar Linke für den Jahrgang 11 und 12 am GBE statt. Hierbei berichtete Dietmar Linke den Schülern und Schülerinnen, wie er in der DDR aufwuchs und lebte, und das unter ständiger Überwachung der Stasi. So sei er bereits in jungen Jahren nach Auffassung der Stasi verdächtig geworden, da seine Eltern entschieden hatten, dass ihr Sohn der Freien Deutschen Jugend, dies war eine der Jugendorganisationen der DDR, nicht beitreten sollte, da sie hier Parallelen zum Nationalsozialismus gesehen haben. Dietmar Linke blieben so viele Türen verschlossen und er entschied sich 1963 dazu, Theologie in Berlin zu studieren.

Dietmar Linke

Mit seiner Jugendarbeit bei seiner ersten Pfarrstelle in Jüterbog, Sachsen, erregte er dann die Aufmerksamkeit bei der Stasi, da er den Jugendlichen Freiraum zum Denken bot. Dass das ausreichte, um in Verdacht der staatsfeindlichen Hetze zu stehen, überraschte viele Schüler und Schülerinnen. Dietmar Linkes´ Haus und Arbeitsplatz wurden verwanzt und Mitarbeiter der Stasi sowie Freunde wurden auf ihn angesetzt. Das alles erfuhr er erst nach dem Zusammenbruch der DDR und er erzählte den Schülern und Schülerinnen von seinen Gefühlen, als er sah, wie groß seine Akte war und wer alles zu ihr beigetragen hatte. Besonders betonte er die „IM Gisela“, eine langjährige Freundin des Ehepaar Linke, die der Stasi genaue Pläne des Hauses und weitere persönliche Informationen lieferte. Nach mehreren Aktionen zur Demonstration für den Frieden, wie eine Lichterkette, die West- und Ostberlin verband, wurde Dietmar Linke 1983 zusammen mit seiner Familie ausgebürgert. In diesem Zusammenhang zeigte er auch seine Ausbürgerungsurkunde. Auf Rückfrage einer Schülerin, äußerte er sich entgegen der Erwartung vieler kritisch zu seiner Ausbürgerung, die er als Abschiebung empfand.

Viele Schüler und Schülerinnen waren erschrocken über die Geschichte von Dietmar Linke und hörten interessiert zu. Insgesamt waren wir sehr dankbar einen Einblick in das Leben eines Bürgers in der DDR zu bekommen. So kamen wir zusammen zu dem Schluss, dass man sich über das Privileg, heutzutage in einer Demokratie zu leben, mehr bewusst sein sollte und man die DDR nicht verherrlichen sollte.

Carina Hörsemann, Jahrgang 12